Schweigepflicht. Horror-Story by Markus Heitz

Schweigepflicht. Horror-Story by Markus Heitz

Autor:Markus Heitz [Heitz, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, Horror, Mystery, Fantasy, Leipzig, Albtraum, Blut, Klaustrophobie, Gaensehaut, Schocker
ISBN: 978-3-95824-457-3
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-12-31T16:00:00+00:00


Kapitel 8

Er fiel schreiend, fasste um sich, ohne etwas greifen zu können, drehte und wendete sich in alle Richtungen.

Der Fallwind zerrte an seiner Kleidung, als wollte er ihn ausziehen, sein rechter Schuh flog davon, das Sakko ebenso.

Die starke, rasende Luft drückten ihm den Gestank nach faulendem Fleisch, nach verbrannter Zuckerwatte, kokelnder Rinde, zitronenhaftem Parfum in die Nase. Kein Geruch passte zum anderen.

Irgendwann hatte sich Isger heiser geschrien, aber der Sturz ging immer weiter, während ihm die Stimme versagte.

Er hatte den Eindruck, dass er gelegentlich von etwas auf dem Weg abwärts überholt wurde, manchmal pfiff es, manchmal surrte es, manchmal erklang ein gedämpftes Stöhnen. Ebenso geschah es, dass er knapp an Hindernissen vorbeischrammte, seien es Vorsprünge oder Auskragungen oder Bauteile. An einem ratzte er sich den Unterarm bis zum Handrücken an. Blut sickerte aus der Wunde – und leuchtete neongleich in der Finsternis, als würden Lämpchen darin brennen.

Die Tropfen schossen scheinbar in die Höhe, strahlten dabei hell und zogen eine Spur aus Perlen hinter ihm her.

Dann erklang der freudige Schrei eines grausamen, hungrigen Wesens, das Schlagen von Schwingen, die unsagbar groß sein mussten.

Isger drehte sich auf den Rücken und blickte über sich, wo die Blutkügelchen flogen und kleiner wurden, bis er verstand: Sie verschwinden nicht. Sie werden aufgesogen!

Er hielt die Hand auf den langen Riss in der Haut und versuchte, das Austreten zu verhindern, was anfangs auch gelang. Ich darf nicht bluten.

Aber der Fallwind schien immense Freude daran zu haben, selbst das kleinste bisschen Blut mitzureißen und den Verfolger anzulocken.

Im Schein der roten Tropfen wurde ein Schemen erkennbar, der sich mit kräftigen Flügelschlägen an Isger heranarbeitete. Das haarlose Gesicht ähnelte einer Mischung aus Gorilla und Echse, eine gespaltene Zunge schoss aus der kopfgroßen Mundhöhle und fing die Feuchtigkeitsperlen geschickt auf, wurde wieder eins mit der Dunkelheit, bis sie sich erneut nahe genug an das nächste rot leuchtende Tröpfchen herangearbeitet hatte.

Das wird mein Ende sein!

Laut brüllte die Bestie, beschleunigte das Schlagen ihrer Schwingen, die im Dunkeln blieben, weil das Licht des Blutes nicht ausreichte. Sie gierte nach Futter, nach ihm.

Isger wünschte sich, er möge aufschlagen, bevor ihn diese Bestie erreichte.

Er fürchtete sich vor den Schmerzen, er fürchtete sich vor den Geräuschen seines eigenen Todes: dem Reißen von Fleisch, dem Brechen von Knochen, dem Rütteln an seinem Körper und dem Wühlen in seinen Innereien und noch mehr Pein und Qual.

Der Abstand zwischen ihm und der Kreatur betrug noch höchstens 40 Meter, und die rötlichen Perlchen legten unverdrossen verräterisch ihre Spur, damit das Verderben wusste, wohin es zu stoßen hatte.

Ein zweites hungriges Brüllen erklang in der Finsternis, noch ein Flügelpaar schlug und erzeugte ein lautes Pfeifen, wenn der Wind sich daran brach. Eine weitere Bestie hatte die Witterung aufgenommen und wollte an das Blut des Menschen.

Das gönne ich euch nicht. Isgers Widerstandskraft erwachte.

Es gelang ihm endlich, sich mit einem Fetzen seines Hemds die Wunde zu verbinden. Sucht euch was anderes.

Er drehte sich nach vorn und legte sich mit dem Kopf voran in den Sturz, um schneller zu fallen und die Distanz zu vergrößern.

Das Aufschreien



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